Presse-Erklärung der „Freunde der St. Hedwigs-Kathedrale“ 

 zum  Umbaubeschluss des Berliner Erzbischofs vom 1. November 2016 

 

Die Freunde der St. Hedwigs-Kathedrale, zahlreiche Gemeindemitglieder und Fachleute
für Geschichte, Architektur und Denkmalschutz haben seit mehr als zwei Jahren vergeblich gegen die Absicht der Berliner Erzbischöfe Woelki und Koch protestiert, den denkmalge- schützten Innenraum der Berliner Kathedrale abzureißen und durch einen Neubau zu ersetzen.

Das erzbischöfliche Ordinariat hat es nicht einmal für nötig befunden, die Argumente der Kritiker, darunter die Stellungnahmen des Berliner Landesdenkmalrates, der Akademie der Künste, die Einwände der (allerdings hier formell nicht zuständigen) Denkmalfachbehörde und den von fast einhundert Wissenschaftlern aus dem In- und Ausland unterzeichneten Offenen Brief der Fachwelt vom 21. März 2016 ernsthaft zu diskutieren.

Es geht in diesem Streit nicht um Architekturkritik an einem preisgekrönten Wettbewerbs- entwurf oder um das unterschiedliche Schönheitsempfinden von Bauherrn, Nutzern und Experten, sondern um die Frage, 

ob ohne dringliche Not

ein herausragendes Gesamtkunstwerk der Nachkriegsmoderne,

 das aus der Kooperation namhafter westdeutscher und ostdeutscher Künstler erwuchs, 

ein bedeutsames Zeugnis der deutsch-deutschen (Kirchen-)Geschichte

aus der Epoche der Teilung und des Kalten Krieges und ein 

einzigartiges architektonisches Symbol zeitgemäßer Theologie,

das die liturgischen Reformen des II. Vatikanischen Konzils vorwegnahm und modernes Märtyrertum im Kampf gegen Diktatur und Totalitarismus anschaulich vergegenwärtigt,

auf Beschluss der derzeitigen Amtsträger in seiner zentralen Konzeption eines Doppelraumes 

zerstört werden darf,

 

auf Kosten der Kirchenkassen,

der Steuerzahler (durch bereits eingestellte 12 Millionen € Bundes-Zuschüsse) und Spender. 

.

  • Das Argument der Bauherren, dass der Neubau aus liturgischen Gründen unausweichlich sei, ist durch namhafte Liturgiewissenschaftler und durch ein halbes Jahrhundert erfolg- reicher Kirchenpraxis widerlegt (wobei kleinere Mängel hinsichtlich der Nutzungsabläufe ohne weiteres reduzierbar sind).

  • Die Freunde der St. Hedwigs-Kathedrale und ihre Unterstützer treten weiterhin für eine technische und materielle Sanierung ein, die die komplexe Bedeutung der Kirche als eines der wichtigsten Berliner Baudenkmäler, ihre einmalige Konzeption, ihre Bausubstanz, künstlerische und theologische Identität sowie ihre ästhetische Erscheinung bewahrt

    und für einen Bruchteil der Umbaukosten durchzuführen wäre.

  • Die Freunde der St. Hedwigs-Kathedrale kündigen ihren politischen Widerstand gegen die angekündigte Bezuschussung der Denkmalzerstörung aus öffentlichen Mitteln an.

  • Die Freunde der St. Hedwigs-Kathedrale verstehen ihre Kritik an der erzbischöflichen Bau- politik als ehrlichen Versuch, Schaden von der Institution der Katholischen Kirche in Zeiten außerordentlicher religiöser und gesellschaftlicher Herausforderungen abzuwenden. 

Wir regen an, die einzusparenden Neubaukosten für den Wiederaufbau der erdbebengeschädigten Kirchen in Italien zu spenden !

 

Berlin, am 1. November 2016 

Werner J. Kohl,  Dipl.-Ing. Architekt

ViSdP für die Initiative „Freunde der St. Hedwigs-Kathedrale

Für Erhalt und zukunftsorientierte Sanierung mit behutsamer Weiterentwicklung.

Kontakt per E-Mail: bewahren@online.de 

Detaillierte Informationen im Internet: http://www.freunde-hedwigskathedrale.de