Berliner Katholiken wenden sich gegen den beabsichtigten Radikalumbau, der die denkmalgeschützte Innengestaltung zerstören wird: "Dieses Gotteshaus gehört den Gläubigen dieser Stadt und steht für eine Zerstörung, wie von Ihnen geplant, nicht zur Verfügung."
"Es ist nicht Aufgabe eines Bischofs, dieses einmalige Bauwerk der Zerstörung preiszugeben."
Die Unterzeichner betrachten das, "was Sie (die Bischöfe) beabsichtigen" als "Amtsmissbrauch".
Sehr geehrter Herr Erzbischof Woelki,
ich würde Ihnen gern einige Fakten in Erinnerung rufen, die offenbar Ihrer
Aufmerksamkeit entgangen sind. Der Bau der St. Hedwigs-Kathedrale ist u. a. auch
dadurch ermöglicht worden, weil sich zahlreiche Gläubige durch Spenden an diesem
Wiederaufbau beteiligt haben. Mit jeder dieser Spenden ist jeder Spender auch
Anteilseigner an diesem Gotteshaus geworden und somit zwangsläufig
stimmberechtigt bezüglich eines beabsichtigten Umbaus. Die Mehrzahl dieser
Anteilseigner, darüber hinaus zahlreiche Denkmalschützer, Kunst- und
Kulturwissenschaftler haben sich explizit für den Erhalt dieses denkmalgeschützten
Gotteshauses ausgesprochen. Keiner Ihrer Vorgänger hatte jemals die Absicht, eine
Veränderung der Kathedrale vorzunehmen. Weshalb also Sie? Dieses Gotteshaus ist
nicht Ihr persönliches Eigentum, mit dem Sie nach Belieben schalten und walten
können. Dazu haben Sie kein Recht. Dieses Gotteshaus gehört den Gläubigen dieser
Stadt und steht für eine Zerstörung, wie von Ihnen geplant, nicht zur Verfügung. Und
wenn Sie und Herr Wowereit die Öffnung zur Unterkirche als „schwarzes Loch“
bezeichnen, so ist eine solche Äußerung nicht nur dumm und diskreditierend, sie
beweist auch ein mangelndes Kunstsachverständnis. Die Hedwigskathedrale gehört
zu den Wahrzeichen dieser Stadt und muss erhalten bleiben. Oder glauben Sie etwa
die zahlreichen Spender hätten dieses Opfer gebracht, damit irgendwann eine Person
erscheint, die ihre Leistung vernichtet?
In dieser Kathedrale habe ich zahlreiche Gottesdienste mit wunderbarer Kirchenmusik
erleben dürfen, zahlreiche wunderbare Orgelkonzerte, bei denen dieses Gotteshaus
brechend voll war. Ich werde mich niemals mit dem Gedanken anfreunden, dass dies
alles der Vergangenheit angehören soll. Es ist nicht Aufgabe eines Bischofs, dieses
einmalige Bauwerk der Zerstörung preiszugeben. In meinen Augen ist das, was Sie
beabsichtigen, Amtsmissbrauch.
Es dürfte Ihnen nicht entgangen sein, dass in dieser Stadt zahlreiche obdachlose
Menschen leben, von denen bereits einige im Winter erfroren sind, weil sie kein
warmes Bett, kein warmes Zuhause haben, wie Sie und ich. Ich habe den Eindruck, in
dieser Stadt gibt es nur einen einzigen Menschen, der die Werke der Barmherzigkeit
wirklich verstanden hat. Es ist Frank Zander, der redet nicht, der handelt und erwirbt
sich mehr Punkte für die Ewigkeit als jene, die gut predigen, aber nicht handeln.
Wie war doch das gleich? Was ihr dem Geringsten meiner Brüder getan habt, das
habt ihr mir getan. Und was tun Sie IHM? Sie zerstören sein Haus. ich bin sehr sicher,
auf Ihrer Seite steht ER nicht.
Sollten Sie an diesem Plan einer sinnlosen und nicht notwendigen Zerstörung
festhalten, so wäre es besser gewesen, Sie hätten den Boden dieser Stadt nie
betreten. Dann bliebe uns und der Nachwelt dieses denkmalgeschützte wunderbare
Gotteshaus erhalten.
Sehr geehrter Herr Erzbischof Dr. Koch,
bitte nehmen Sie Abstand von den Plänen eines Umbaus und erhalten Sie uns und
der Nachwelt dieses Gotteshaus in der bestehenden Ausführung! Die Gläubigen
werden es Ihnen danken.
Helga Wünsche, Berlin
Mitglieder der Kirchengemeinden
„Zum Guten Hirten“ in Berlin-Karlshorst
und Berlin-Friedrichsfelde,
die für den Erhalt der St. Hedwigs-Kathedrale
bei vorsichtiger Sanierung stimmen:
Ingrid Scholz
Ursula Heß
Helga Wünsche
Dr. Sigrid Schönbeck
Dr. Maria von Gynz-Rekowski
Henning von Gynz-Rekowski
Birgit Zipser
Karin Iben
Sandra Priegan
Andreas Priegan
Brunhilde Schönbach
Mario Grontkowski
Johann Weber
Gertraud Weber
Helga Strocka
Karl Strocka
Waltraud Heinzke
Hans-Jürgen Heinzke
Johanna Heinzke
Hildegard Fischer
Tanja Schulz
Brigitte Schulz
Rosemarie Niedermeier
Bernd Niedermeier
Margarete Schwitzkowski