Brief an Erzbischof Dr. Heiner Koch von Manfred Kuntze vom 06.04.2019 – Abschrift
Sehr geehrter Herr Erzbischof Dr. Koch,
in der Ausgabe der katholischen Wochenzeitung für das Erzbistum Berlin „Tag des Herrn“ Nr. 13 vom 31.März 2019 wird im Kommentar zu Ihrem Buch „Zu Gott um’s Eck“ geschrieben, dass Sie mit den Architekten und Beraterstäben im Rahmen der anstehenden Renovierung der Kathedrale
um die Klärung der Frage ringen, wie die Kathedrale einladender gestaltet werden kann.
Es heißt im Kommentar weiter: „Wie kann schon die Architektur so sein, dass Menschen, die in dieser Stadt oder dieser Kirche fremd sind, Lust haben, hineinzugehen?“
Die Kathedrale ist seit dem 01. September 2018 geschlossen.
Das Schild an der Tür zur Kathedrale, das den Besucher mit den Worten abweist:
„Sankt Hedwig wegen Umbau geschlossen“, gibt nicht die Wahrheit wieder.
Jetzt ist im „Hedwigsboten“, Febr./März 2019, von sog. „vorbaulichen Maßnahmen“ die Rede.
Dieser bautechnisch unklare Begriff muss zum Verständnis inhaltlich erläutert werden.
Es handelt sich bei den geplanten Baumaßnahmen nicht um eine Renovierung, wie es in der katholischen Wochenzeitung heißt.
Die Klageerwiderung vor dem Landgericht Berlin vom 19.11.2018, in der Sie ihre anwaltliche Vertretung (Raue LLP, Berlin) ausführen lassen:
„Nichts von dem Gesamtkunstwerk wird erhalten bleiben. Ob das jetzt als bedauerlich oder roh oder anders eingeschätzt wird, ist rechtlich nicht relevant. Die völlige Vernichtung eines Kunstwerks ist aber ohne Zweifel zulässig“, beschreibt Ihre wirklichen Absichten!
Von einem derzeitigen notwendigen Klärungsbedarf – wie im obigen TdH-Beitrag erwähnt –
ist hier nichts zu erkennen.
Es gibt keine liturgischen Gründe für die geplante Zerstörung der Innengestaltung der Kathedrale !
Solange der noch immer bestehende Denkmalschutz der St. Hedwigs-Kathedrale durch die noch ausstehenden Gerichtsurteile vor dem Oberverwaltungsgericht und vor dem Landgericht juristisch
nicht aufgehoben worden ist,
– solange können auch keine Planungen zum Erwirken einer notwendigen Baugenehmigung erstellt und eingereicht werden,
– solange werden auch keine notwendigen europaweiten Ausschreibungen
erfolgen können,
– solange darf die Innengestaltung der Kathedrale nicht irreversibel zerstört
und umgebaut werden !
Außerdem weise ich darauf hin, dass es unverantwortlich war, ein Haus ohne Heizungsbetrieb im Winter leer stehen zulassen. Die Schließung der Kathedrale über mehrere Monate kann also auch aus bauphysikalischen Gründen zu Feuchteschäden und Pilzbildungen führen, die zu einer weiteren Erhöhung der Baukosten beitragen.
Am 12.Juni 1987 sprach der amerikanische Präsident Reagan bei seinem Berlin-Besuch am Brandenburger Tor die geschichtsträchtigen Worte: „Mr. Gorbatschow, open this gate !”
Muss erst unser Papst Franziskus nach Berlin kommen, um Ihnen zu sagen:
„Erzbischof Koch, öffnen Sie umgehend die Türen der Kathedrale, stoppen Sie die Umbauplanung, nehmen Sie sich ein Beispiel an Kardinal Reinhard Marx und wenden Sie damit einen weiteren vorprogrammierten Schaden von der Kirche ab!“
Ihr "Amen" zum geplanten Totalumbau vom 01. November 2016 hat im atheistischen Umfeld nur ein Grinsen erzeugt, die Kritik in der Öffentlichkeit ist lauter geworden und wird noch lauter werden.
Setzen Sie sich bei Ihren Beratungen mit den Architekten und sog. Beraterstäben – wer das auch sein mag – für eine behutsame Sanierung ein und folgen Sie dem Aufruf:
"Nicht radikal umbauen ! Werte bewahren ! Fachgerecht sanieren ! Risiken vermeiden !"
Mit freundlichen Grüßen
Manfred Kuntze
PS : Kopien der E-Mail an RA. Poll, W. Kohl, A.M.Molter. M. Stenzel, B. Streich
und die Initiative „Freunde der Hedwigskathedrale“