Offener Realisierungswettbewerb mit Ideenteil - Neugestaltung des Innenraums und des baulichen Umfeldes _ St. Hedwigs-Kathedrale Berlin

Protokoll der Preisgerichts der 2. Phase


Wesentliche Fehler im Beitrag von Sichau & Walter mit Leo Zogmayer

Kritik mit Änderungsforderung des Preisgerichts am Beitrag von Sichau & Walter mit Leo Zogmayer:

"Einzig die Ausformulierung der engen Treppenröhre unter dem Chor wird kritisch gesehen, zudem ist die vorgesehene Fläche für den Chor zu klein. Bei einer möglichen Überarbeitung sollte die Orgel an dem Ort und in der Lage so bleiben, wo sie ist, und damit kann der Raum unter der Orgel zusammen mit dem Aufgang aus der Unterkirche neu überdacht werden. Der Sektor vor der Orgel könnte dann für das Chorpodest, mit variablen Podien, und für das Orchester genutzt werden." (…)

"Die neue geschlossene Fußbodenebene durchschneidet die Schwippert‘sche Raumkomposition und schafft einen neuartigen Kuppelraum. Auch wird die Nachkriegsfassung der Unterkirche weitgehend umgestaltet, in eine zentrale Taufkapelle sowie durch Veränderungen im Kapellenkranz. Eine Sichtbeziehung von Gottesdienstebene und Krypta besteht bzw. entsteht nicht. Der geplante Austausch der Kirchenfensterverglasung und die vom historischen Befund abweichende Farbgebung im Innern führen zu weiteren Denkmalverlusten und -Beeinträchtigungen im Rest- Kirchenraum von Schwippert."


Auszug aus dem Protokoll des Preisgerichts (Seiten 17 – 18)

Entwurf 20010   (Vollständiger Text zum Beitrag von Sichau & Walter mit Leo Zogmayer_Anm.)

"Durch die vorgeschlagene zentrale Ordnung des Kuppelraums wird zum einen die Uridee von Knobelsdorff aufgegriffen und zum anderen die Schwippert‘sche Ausformung des aufgehenden Raumes mit dem Säulenkranz gestärkt. Beide Ebenen der Kirche ordnen sich der Idee der Zentralität unter, ohne dass das System aufdringlich wirkt. Es unterstützt eher das Verständnis für das Wesen und die Erlebbarkeit des Hauses – eine sehr schöne Symbiose von Körper, Raum Funktion und Konstruktion. Schon der zentrale Zugang in die Hauptkirche über zwei gleichwertige Zugänge und die mittige Treppe in die Unterkirche leiten den Besucher selbstverständlich in das Gotteshaus. So wird auch die Erwartung der Besucher, die die Kirche im Äußeren wahrgenommen haben, kongenial im Innenraum erfüllt. Der Raum wird eindeutig als Kirche erkannt, der Altar im Zentrum – und die sich um ihn versammelnde Gemeinde – ein sehr archaischer, aber überzeugender Gedanke.

Alle Anforderungen an die Liturgie sind optimal erfüllt. Der Raum erzwingt keine Anpassung der Liturgie an die Architektur, er eröffnet eher Möglichkeiten für zukünftige Veränderungen, ohne seine Idee zu verlieren.

Der Verzicht auf Stufen in der Kirche kommt der Versammlung entgegen, schafft einen durchgehenden großzügigen Raum, der genügend Freiraum für variable Nutzungen bietet.

Die Anordnung der Stühle in kleineren Clustern, erlaubt, auch während laufender Gottesdienste, ein problemloses Einnehmen der Sitzplätze. Die Unterkirche ist im gleichen Geist wie die Hauptkirche als Zentralraum entwickelt. Altar und Taufbecken liegen nicht direkt, aber gedanklich im Zentrum übereinander. Auch alle anderen Räume sind aus der Mittenzentrierung entwickelt und geben dem Besucher eine leicht erlernbare und übersichtliche Ordnung vor. Die Taufkapelle, die Tageskirche und die Beichträume sind gut gesetzt und selbstverständlich in die Struktur eingebunden. Die Möblierung der Werktagkapelle folgt leider nicht der sonstigen Ordnung der Räume und zudem muss der Tabernakel von der Hauptkirche aus sichtbar gemacht werden.

Konsequent und integrativ ist die Platzierung von Madonna, Evangeliar und Vortragskreuz.

Einzig die Ausformulierung der engen Treppenröhre unter dem Chor wird kritisch gesehen, zudem ist die vorgesehene Fläche für den Chor zu klein. Bei einer möglichen Überarbeitung sollte die Orgel an dem Ort und in der Lage so bleiben, wo sie ist, und damit kann der Raum unter der Orgel zusammen mit dem Aufgang aus der Unterkirche neu überdacht werden. Der Sektor vor der Orgel könnte dann für das Chorpodest, mit variablen Podien, und für das Orchester genutzt werden.

Auch im Ideenteil zeichnet sich der Entwurf durch eine einfache aber prägnante Lösung aus. Der Altbau wird gehalten und mit einem gut gesetzten freistehenden Neubau zu einem schlüssigen Ensemble ergänzt, das auch städtebaulich durch die entstehenden Plätze und Gassen die Umgebung aufwertet.

Denkmalpflege: Die neue geschlossene Fußbodenebene durchschneidet die Schwippert‘sche Raumkomposition und schafft einen neuartigen Kuppelraum. Auch wird die Nachkriegsfassung der Unterkirche weitgehend umgestaltet, in eine zentrale Taufkapelle sowie durch Veränderungen im Kapellenkranz. Eine Sichtbeziehung von Gottesdienstebene und Krypta besteht bzw. entsteht nicht. Der geplante Austausch der Kirchenfensterverglasung und die vom historischen Befund abweichende Farbgebung im Innern führen zu weiteren Denkmalverlusten und -Beeinträchtigungen im Rest- Kirchenraum von Schwippert. Die konzentrische Anordnung des Gestühls und der Sedilien unterstützt den für St. Hedwig konstituierenden Zentralraumgedanken.

Die Erhaltung und Ergänzung des Lichtenberghauses erfüllt den städtebaulichen Denkmalschutz."