Dompropst Przytarski, der Baubeauftragte des Erzbistums Berlin für die Hedwigskathedrale gab als Gast der kath. Pfarrgemeinde „Von der Verklärung des Herrn“ in Marzahn am 10.01.2019 nach einem Gottesdienst (19:45 bis ca. 21:15 Uhr) im Rahmen einer offenen Veranstaltung der Kolpingsfamilie Auskünfte über den von der Leitung des Erzbistums Berlin beabsichtigten Umbau der Hedwigskathedrale und ihres Umfelds. Aber er zeigte keinen einzigen Plan.
Der Auftritt von Tobias Przytarski war aufschlussreich. Die Darstellung der bisherigen dilettantischen Vorgehensweise des Erzbistums Berlin, durch dessen Umbaubeauftragten, bestätigte die fachlich fundierten Befürchtungen von öffentlich anerkannten Experten. Wenn die Vorbereitungen des unnötigen Umbaus nicht gestoppt werden, ist mit einem Desaster der Diözese Berlin und der Katholischen Kirche zu rechnen – baulich, finanziell und pastoral.
Die Aussagen von Dompropst Przytarski, dem Umbaubeauftragten von Erzbischof Koch, sind eine Aneinanderreihung von Beschönigungen, Irreführungen, Unwahrheiten und baufachlich Fehlerhaftem, vorgetragen mit unangemessener Selbstüberschätzung, die keinen Widerspruch duldet.
Eine Diskussion zu den seit langer Zeit von Kirchenmitgliedern schriftlich gestellten Fragen entzog sich der Baubeauftragte Przytarski,
statt Fachleute mit Antworten zu beauftragen:
„Bei allem, was Recht ist, ich werde diese Fragen nicht beantworten.
Ich bin Priester und kein Baufachmann.“
Beispiele für seit langem gestellte Fragen an Verantwortliche, die unbeantwortet bleiben:
Auf die Frage eines Vertreters der Kolpingfamilie: Wird es bei dem von Ihnen genannten Fertigstellungstermin 2023 bleiben können?
wich der Baubeauftragte Przytarski diffus aus:
„Ich möchte an 2023 gern festhalten, ob das geht“ hinge von einigen Faktoren ab.
„Konkrete Planung für das BLH dürfte noch gar nicht vorliegen.“ (wegen der Förderbestimmungen)
Die Zuhörer waren durch die Aussagen des Baubeauftragten verunsichert.
Die heute von Ihnen eingeräumten Verzögerungen bei der Vorbereitung lassen daran zweifeln und werden, wie die Praxis vielfach bewiesen hat, Kostenerhöhungen nach sich ziehen. Vergleiche mit dem BER werden hoffentlich in diesem Fall nicht nötig sein.
Die Kathedrale ist geschlossen, ohne das ein Grund dafür besteht, denn es sind noch nicht einmal Planungen zum Erwirken einer Baugenehmigung eingereicht worden.
Auf die Frage nach Kostenüberschreitungen,
die sich wegen der bereits eingetretenen und von Dompropst Przytarski eingeräumten Planungsverzögerungen zwangsläufig ergeben werden, antwortete der Baubeauftragte Przytarski:
„60 Millionen werden nicht überschritten. Wenn das Geld nicht reichen sollte, werden wir das Projekt reduzieren.“
Daraufhin kam es zu spontanem Gelächter bei vielen Zuhörern und zu Zwischenrufen:
„Wollen Sie mitten im Bauen ändern?!“
„So etwas muss man vorher klären!“
Przytarski verbat sich das Lachen, ansonsten wolle er keine Fragen mehr beantworten.
Obwohl nachweislich keine Untersuchungen des Baugrunds rings um die Kathedrale erfolgten:
Przytarski: „Es gibt eine relative Wahrscheinlichkeit, dass wir keine Überraschungen erleben werden.“
Vielleicht wird es aber auch viel teurer.
Obwohl nachweislich keine Untersuchungen des Baugrunds und der Gründung rings um die Kathedrale erfolgten, sagte der Baubeauftragte Przytarski:
„Es gibt eine relative Wahrscheinlichkeit, dass wir keine Überraschungen erleben werden.“
So zieht sich ein Verantwortlicher aus der Verantwortung für ein absehbares Fiasko.
Aus Przytarski Aussage folgt:
Die Steuerzahler haben damit die absolute Sicherheit, dass es völlig ungewiss ist, was das Erzbistum Berlin mit den Millionen anstellen wird.
Der Baubeauftragte Przytarski schließt also nicht aus, dass der geplante Umbau auch sehr viel teuer werden kann.
Dompropst Przytarski hielt es offenbar nicht für nötig, auf lange offene Fragen einzugehen und auf Anfragen der Zuhörer konkret zu antworten. Doch schon die erschreckenden Eingeständnisse von Planlosigkeit, Zeitverzug und Kostensteigerungen zeigten deutlich, dass nur ein sofortiger Projektstopp das Erzbistum Berlin vor einem Bauskandal bewahren kann.
Die Inhalte des Przytarski-Vortrags (weitgehend wortwörtlich) und der anschließenden Fragestunde werden hier, um nachträgliche baufachliche Kommentare ergänzt, zum Download bereitgestellt. Dem Dompropst war vorab die Möglichkeit zur Stellungnahme gegeben worden, die er jedoch nicht wahrgenommen hat.
Wenn es nicht so traurig wäre, wäre die von der Leitung des Erzbistums Berlin vorangetriebene Umbauplanung ein deftiger Karnevalsscherz (s. Närrische Nachrichten). Die Fehler sind den Verantwortlichen schon vor Jahren mitgeteilt worden (s. externen Link). Es gibt keine Lösung für diesen untauglichen Umbauentwurf. Um ein paar Zentimeter für eine Bischofsmitra zu gewinnen, wenn Woelki zu Besuch kommt, soll die Decke über der Kellerstiege aus Blech sein. Das ist umprofessionell, peinlich und ärgerlich.
Es ist überfällig, dass Erzbischof Koch sich von dem für das Bistum schädlichen Bauvorhaben und dem inkompetenten Baubeauftragten trennt, um Schaden von seinem Amt und seiner eigenen Reputation abzuwenden. Die Umbauvorbereitungen, die Tobias Przytarski verwaltete, ziehen bereits jetzt Verluste für das Erzbistum Berlin und alle Steuerzahlern in Millionenhöhe nach sich.
Nur ein sofortiger Umbaustopp kann Schlimmeres verhindern und die Berliner Diözese vor dem absehbaren Fiasko bewahren.
Wenn Anfragen, Gesprächsersuchen, fachkompetente Beratung und eindringliche Appelle bei Kirchenverantwortlichen unbeachtet und unberücksichtigt bleiben, sehen engagierte Katholiken aus Gewissensnot nur noch die bescheidene Möglichkeit, der unverantwortlichen Geldverschwendung die finanzielle Unterstützung zu versagen. Wie schon in dem von Papst Benedikt approbierten Rundschreiben des Päpstlichen Rates für die Gesetzestexte (PCI) 2016 vom Vatikan festgestellt wurde, ist die deutsche Kirchensteuer keine Voraussetzung, um als Christ und Katholik zu leben.
Wenn bei Kirchenverantwortlichen nur das Geld als Argument anerkannt wird, müssen Christen, die den Vorgaben des Evangeliums folgen wollen, dieses allein überzeugende Argument wählen, um ein Umdenken im Sinne Jesu bei den deutschen Kirchenoberen anzuregen.
Weitere Quellendem Thema:
WELT_2016-09-08_Papst Benedikt kritisiert deutsche Kirche und Kirchensteuer
ZEIT_2016-09-08_Papst Benedikt kritisiert hoch bezahlten Katholizismus
STERN_2006-07-04_Keine Exkommunikation bei Kirchenaustritt
Lohnsteuer-kompakt_2016-03-24_Kirchensteuer - Religionsausübung trotz Kirchenaustritt weiter möglich
Papst Benedikt wendet sich gegen die von der Deutschen Bischofskonferenz geübten und verteidigten Praxis, die in Deutschland mit staatlicher Unterstützung eingezogene Kirchensteuer als Voraussetzung der Glaubenszugehörigkeit zu definieren.