Am 27.11.2018 antwortete statt des persönlich angeschriebenen Erzbischofs stellvertretend Dompropst Przytarski auf den Brief von Josef Göbel an Dr. Koch.
Hier wird die Reaktion von Josef Göbel auf den Brief von Tobias Przytarski nun zum Download bereitgestellt und ist auch online lesbar.
Josef Göbel
10405 Berlin, d. 15.12. 18
Knaackstr. 23
An den Dompropst
der Hedwigskathedrale in Berlin,
Herrn Tobias Przytarski
per Mailanhang
an die Pressestelle des Erzbistums
Betr.: Ihr Brief vom 27.11.2018
Sehr geehrter Herr Przytarski,
mein Brief an den Erzbischof war m.E. erkennbar als ein persönlicher gemeint, den ich mit aller Konsequenz auch so behandelt hätte, wenn mit einer persönlichen Reaktion des Angesprochenen zu rechnen gewesen wäre. Nun wird er leider zu einem offenen Brief, was die Bistumsleitung natürlich gelassen sehen kann angesichts meiner unbedeutenden Möglichkeiten.
Ihnen aber danke ich für die Bestätigung des Briefes und dafür, dass Sie auch inhaltlich ein wenig darauf eingegangen sind. Angesichts der Fülle der Nachrichten zum Klimawandel hätte ich mir allerdings auch einen Bezug zum Gedanken der Nachhaltigkeit bei Umbauabsichten gewünscht. Ich verstehe, dass Sie die Überfülle der Äusserungen und Erwiderungen erschöpft – uns Gegner übrigens auch. Beide Seiten können es vielleicht nur sinnvoll auf sich nehmen, weil an dieser Baustelle beispielhaft Theologisches und Kirchenpolitsches öffentlich zu Wort kommen.
Zu den von Ihnen aufgegriffenen Gedanken:
1. Mein Bezug auf den Grundsatz, dass man als Neuer nicht gleich Altes abreißen wollen soll, zielte auf den Vorgänger, Herrn Dr. Woelki. Was die unter Erzbischof Koch entfaltete, nicht öffentliche Konsultation und seine persönliche Entscheidung betrifft, so wird diese immer ein Glaubwürdigkeitsproblem haben wegen der bewusst und unbewusst wirkenden Vorgabe des
Vorgängers.
2. Die Furcht vor einem sterilen Raum nach dem Umbau konnte bei mir – abgesehen von allen kunstgeschichtlichen Gründen - nach dem Besuch der Ausstellung nicht ausgeräumt werden. Dass ein leerer Raum zunächst immer etwas Überraschendes und Verheißungsvolles hat, kann man schon bei Besichtigung einer leergeräumten Wohnung erfahren. Auf mich hat der Raum mit der zugenagelten Confessio wie ein Foyer gewirkt. Dieser Eindruck wurde noch verstärkt beim Betrachten der Bilder von der Armenspeisung.
3. Die Öffnung der Mitteltür ist aus ästhetischen und – zumal bei einer Bischofskirche – theologischen Gründen so wesentlich, dass dem alles andere untergeordnet werden müsste. Dass sie in der Vergangenheit verschlossen wurde, wirkte fast noch verstörender auf den Besucher als die frontale Bankstellung. Der Chor könnte sich z.B. in die Nische der rechten Eingangstür aufbauen, wenn das akustische Problem so gravierend erscheint.
4. Mein Zitat aus dem Schuldbekenntnis einer Kirche nach dem Krieg war grundsätzlicher gemeint. Ich sehe an den Umbauplänen diesen Zug der Zeit, dass die Kirchen sich zufrieden damit geben, wenn sie sich in der Konkurrenzgesellschaft mit neuen Äusserlichkeiten bemerkbar machen können.
Mit guten Wünschen für die gnadenreiche Zeit
grüßt Sie hochachtungsvoll
Josef Göbel