Koch: Die hohe Zahl der Kirchenaustritte schmerzt
Berliner Erzbischof will Gründe für Kirchenaustritt wissen
Über 7.000 Katholiken sind letztes Jahr in Berlin aus der Kirche ausgetreten. Als Berlins Erzbischof nehme er diese Zahl "sehr persönlich", sagt Heiner Koch. Und möchte deshalb von den Ausgetretenen erfahren, was sie zu ihrem Schritt bewogen hat.
Kommentar von Werner J. Kohl
Er nähme die Kirchenaustritte „sehr persönlich“ und möchte gern von den Ausgetretenen die Gründe erfahren, ließ Dr. Koch in einem beim rbb-Rundfunk veröffentlichten "Wort des Bischofs" verlauten, über das am 02.08.2019 katholisch .de berichtete.
Drückt der Berliner Erzbischof darin seine späte Einsicht in Fehler seiner bisherigen Amtsführung aus?
Oder buhlt er mit deklamierter Betroffenheit nur um Mitleid für den Amtsträger, der auch nach vier Jahren noch kein Verständnis für die ihm anvertrauten Katholiken der Berliner Diözese entwickeln konnte? Jedenfalls bittet Erzbischof Koch öffentlich um die Bekanntgabe von speziellen Gründen für die Kirchenaustritte vieler Einzelner, die in der Summe zur höchsten Austrittsquote aller Bistümer in ganz Deutschland führten.
Jeder Redner sehnt sich nach einem großen Publikum –
Erzbischof Koch findet es wohl nur noch außerhalb seiner Kirche
Koch wendet sich dezidiert an diejenigen, deren oftmals einsamer und schmerzlicher Entscheidungsprozess nun abgeschlossen ist. Die enttäuschten Menschen haben sich inzwischen anderen Lebensbereichen zugewandt, wo sie ihre Ideale zu verwirklichen hoffen und Verantwortung übernehmen möchten. Das ausgelesene Buch „Kirche“ ist bei den meisten inzwischen im Archiv des Lebens abgelegt.
Warum übersieht Erzbischof Koch die naheliegenden Möglichkeiten, die sich ihm bieten? Kaum ein Kirchenaustritt erfolgt spontan und leichtfertig. Unzählige Katholiken, die trotz mancher Widrigkeiten viele Jahre die Kirche unterstützten, wandten sich in Sorge, Not und Verzweiflung an die Seelsorger und den Bischof in der sehnsuchtsvollen Hoffnung, wahrgenommen zu werden. Als Mitglieder des Kirchenvolkes wollten sie gemeinsam mit den Verantwortlichen an der Behebung von Missständen mitwirken. In eindringlichen Briefen beschreiben engagierten Christen die Probleme in der Kirche in allen Einzelheiten. Bei kluger Einordnung der Hinweise ließe sich ein authentisches Bild zeichnen und Lösungsmöglichkeiten deuteten sich an..
Diese Schreiben braucht der Bischof nicht öffentlich anzufordern. Sie gehen permanent bei ihm ein, werden allerdings selten eingehend beantwortet und finden sich in Ablagen oder im Papierkorb.
Verhallen die Hilferufe Hoffnungsvoller ohne Anteilnahme Verantwortlicher, die als ernsthaft empfunden wird, können Enttäuschung, Desillusionierung und Verzweiflung zur Abkehr von der Institution führen, die nicht hält, was sie zusagte. Oft sind die Briefe letzte Versuche der Anfragenden, den eigenen Kirchenaustritt noch abzuwenden.
Kirchenaustritt als Voraussetzung für ein Gespräch?
Kircheninternen Kritikern verweigert Koch jeglichen Dialog.
Bei Glaube und Kirche geht es vielen um Existenzielles. Da ist die Analyse der offen vorgetragenen Ansichten der Kirchenmitglieder, solange sie noch auf eine wahrhaftige Kirche hoffen, von unschätzbarem Wert.
Doch die Meinungen der Menschen scheinen Dr. Koch erst dann zu interessieren, wenn sie sich bereits zu ihrer schmerzlichen Entscheidung durchgerungen haben und ihren Glauben nur noch außerhalb der Institution Kirche leben können.
Unbeantwortete Fragen
Warum werden konstruktive Fragen nicht adäquat beantwortet?
Geht es den Verantwortlichen noch um Gott und Glaube oder eher um Geld und Ansehen?
Die Kirchensteuereinnahmen wuchsen ungeachtet der massenhaften Kirchenflucht.
Fehlende Wahrhaftigkeit
Worte und Taten klaffen bei dem katholischen Berliner Kirchenführer immer mehr auseinander.
Die „arme Kirche für die Armen“ wird im Sinne des Papstes proklamiert, doch exorbitant teure Bauprojekte für Repräsentation werden vorangetrieben, wie der geplante Umbau der Hedwigskathedrale. Obwohl liturgisch und bautechnisch völlig unnötig, plant Erzbischof Koch die „vollständige Vernichtung des Gesamtkunstwerks“ im Inneren der Kathedrale, wie er es gegenüber dem Landgericht Berlin ausführen ließ.
Außerdem wünscht sich der Erzbischof ein neues, mondänes Penthouse, für das ein ganzes Haus (Neubauteil des Bernhard-Lichtenberg-Hauses) mit der dort bereits vorhandenen Bischofswohnung im Dachgeschoss einfach abgerissen werden soll.
Fazit
Die Glaubwürdigkeit der Kirchenverantwortlichen ist dahin.
Hohle Worte des obersten Seelsorgers im Erzbistum Berlin, Erzbischof Koch, nehmen hellhörige Menschen, insbesondere Katholiken, „sehr persönlich“.
Hinweis auf den Beitrag auf katholisch.de vom 02.08.2019