Im rbb berichtete die Abendschau vom 12.12.2019 über die Pressekonferenz des Vereins Freunde der Hedwigskathedrale e.V. , bei der über die illegale Beschädigung der denkmalgeschützten Innengestaltung der St. Hedwigs-Kathedrale an Hand von Belegen informiert wurde.
Experten aus verschiedenen Fachgebieten brachten den öffentlichen Protest gegen die vom Erzbistum Berlin geplanten radikale Entstellung von Kulturerbe zum Ausdruck. Der Vorsitzende der Vereins Freunde der Hedwigskathedrale e.V. , Prof. Dr. Dr. h.c. Hans Joachim Meyer trug die Forderungen des Vereins an die Verantwortlichen des Erzbistums Berlin und die zuständigen staatlichen Genehmigungsbehörden vor. Der Forderung nach Öffnung der Kathedrale zur Information der Öffentlichkeit über das wahre Ausmaß der im Geheimen vorgenommenen Beschädigungen im abgeschlossenen Inneren der Kathedrale gab das Erzbistum Berlin im Anschluss an die Pressekonferenz nach. Der rbb veröffentlichte die Bildbelege in der Abendschau des gleichen Tages.
Anmoderation _Sascha Hingst:
Die Katholische Kirche ist für die Ewigkeit gemacht. Die katholischen Kirchen aber nich. Gotteshäuser stehen ja manchmal Jahrhunderte, manchmal auch weniger. Aber so oder so. Irgendwann müssen sie mal renoviert oder saniert werden. Gilt auch für St. Hedwig in Mitte. "Aber bitte nix ändern!" sagen manche. Muss die Kirche ewig so aussehen, wie gehabt. Darum ist ein munterer Streit entbrannt. Wobei das Bistum nun möglicherweise bereits Tatsachen schafft.
Hier ist eine Anmerkung des Autors der Mitschrift geboten:
Bericht des rbb_offline:
Vor dem Haus der Deutschen Stiftung Denkmalschutz: Mahnwache von Gläubigen. Statt Gottvertrauen – Protest.
Frank Wilke:
"… weil ich in dieser Kathedrale getauft worden bin, und …"
Jörg-Michael Susa:
"… weil ich dagegen bin, dass die Hedwigskathedrale zerstört wird, dass nationales Kulturerbe zerstört wird."
Anmerkung ergänzend zum rbb-Beitrag:
Beginn der Pressekonferenz des Vereins Freunde der Hedwigskathedrale e.V. im Nicolaihaus der Deutschen Stiftung Denkmalschutz.
Hochkarätige Denkmalschützer, Rechtsexperten und Gläubige, vereint im Misstrauen gegen die Katholische Kirche.
Reliquien des Protests, Bruchstücke des Altars, auch dem Bauschutt-Container gefischt von einem der Wenigen, die Umbaumaßnahmen in der Kathedrale inspizieren durften.
Werner J. Kohl
(Architekt und Gemeindemitglied):
"In der Kathedrale wurde wesentlich mehr zerstört, als in den öffentlichen Verlautbarungen des Erzbistums gesagt worden ist. Es sind raumbildende Ausbauten abgebrochen worden – und das ist ohne Baugenehmigung und ohne Bauantrag völlig illegal."
Adrian von Buttlar _TU Berlin (Prof. i. R. Dr., ehem. Lehrstuhlinhaber am Institut für Kunstgeschichte und historische Urbanistik und Dekan der Fakultät I der Geisteswissenschaften der TU Berlin)
Prof. Dr. Adrian von Buttlar
(ehem. Vorsitzender Landesdenkmalrat):
"Ein geradezu exemplarischer Skandal, weil dieses Denkmal vollkommen unbestritten von allen Fachleuten als Denkmal deklariert worden ist und die Kirche sich in angemessener Weise damit auseinandersetzen muss.."
Ullrich Battis _Humboldt-Universität Berlin (Prof. em. Dr. Dr. h.c. , ehem. Lehrstuhlinhaber an der Juristischen Fakultät, Staats- und Verwaltungsrecht sowie Verwaltungswissenschaften der HU Berlin)
Prof. Dr. Ulrich Battis:
(Rechtsexperte Humboldt-Universität):
"Wenn das so ist, wie es vorgetragen worden ist, dann wäre das illegal, ja."
Bericht des rbb_offline:
Ein Gotteshaus, das statt zu versöhnen, spaltet. Das Erzbistum will umbauen, was nach der Zerstörung im zweiten Weltkrieg zu DDR-Zeiten wieder aufgebaut wurde.
Dass das während des kalten Krieges ost- und westdeutsche Architekten und Künstler gemeinsam leisteten, macht es als Denkmal wohl besonders wertvoll, einschließlich Öffnung im Boden zur Unterkirche und dem Altar über beide Ebenen.
Das sogenannte "Ostloch" derweil bei einer Christmette bereits provisorisch geschlossen – "aus liturgischen Gründen" – so das Argument der Kirche.
Seit das Haus geschlossen ist, kursieren Verschwörungstheorien – dann die Trümmerteile des Altars im Bauschutt.
Prof. Dr. Ulrich Battis:
(Rechtsexperte Humboldt-Universität):
"Die Zerstörung des Altars könnte unverhältnismäßig sein und damit auch rechtswidrig."
Bericht des rbb_offline:
Am Mittag gewährt uns das Erzbistum Einblick. Die Bodenöffnung mit Holzpaneelen provisorisch geschlossen. Der Altar tatsächlich abgebaut. Auch die breite Marmorstele, die ihn in der Unterkirche trug.
Pressesprecher Förner (Erzbistum Berlin):
"Wir halten uns an des Baurecht. Wir halten uns an das Denkmalrecht. Wir haben eine denkmalrechtliche Genehmigung. Bisher haben wir lediglich bauvorbereitende Maßnahmen getroffen. Wir haben liturgische Einbauten und Gegenstände, wie die Orgel entfernt und eingelagert. Nicht alles ist ohne leichte Beschädigungen abgegangen, aber das ist reversibel.
Die Bodenöffnung tatsächlich nur provisorisch geschlossen. Auch hatten Bezirk und Senat bauvorbereitende Maßnahmen genehmigt. Für einen endgültigen Umbau fehlt bis heute die Baugenehmigung. Ob es die jemals geben kann, bleibt juristisch umstritten.