Kommentar zur sogenannten "Übertragung der St.Hedwigs-Kathedrale an das Erzbistum Berlin"
Raffgierige Immobilienfirmen vertreiben Mieter aus den Wohnungen, um Luxusumbauten ("Sanierung" genannt) zur Gewinnmaximierung nach Belieben umsetzen zu können.
Das Erzbistum Berlin drängte sogar die bisherigen Eigentümer der Kathedrale, die Hedwigsgemeinde, ihren Besitz an das Ordinariat abzutreten, um Woelkis Wunsch zu erfüllen.
Auch das Erzbistum Berlin will einen totalen Umbau des Inneren, den es "Sanierung" nennt. Da wäre die Rücksichtnahme auf die Gemeinde, der seit 1746 die Kirche gehörte, lästig und störte nur.
Bischöfliche Worte, wie "Miteinander", "Gespräch", "Respekt" oder auch moralische Appelle haben nun eine andere Bedeutung. Nur, was das Erzbistum will, zählt. Applaus ist gestattet.
Walter Ulbricht:
"Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten." sagte der sozialistische. Staatsführer wenige Tage bevor er die Mauer bauen ließ, die die Einheit Deutschlands für lange Zeit verhinderte.
Erzbistum Berlin:
"Für die Sanierung der St. Hedwigs-Kathedrale" ließen die Verantwortlichen des Erzbistums Berlin die Gläubigen spenden. Wenige Tage später verkünden sie den Teilabriss der Kathedrale?
"Damit wird eine eigentumsrechtliche Situation erreicht, wie sie an anderen Bischofskirchen sinnvoll und bewährt ist." Mit irreführenden Wertung in der Pressemeldung des Erzbistums wird versucht, die Übernahme zu rechtfertigen.
Der Speyerer Dom gehört der Domgemeinde, der Regensburger Dom dem Freistaat Bayern und selbst der Kölner Dom ist nicht im Besitz des Erzbischofs, Kardinal Woelki. Mit Respekt und Rücksicht wirken andere sinnvoll zusammen.
Die Pressemeldung zur "Übertragung" der Kathedrale war ein Vorgeschmack, auf den Text, den man zur Verkündung des beabsichtigten "Sanierungs"-Umbaus am 1. November 2016 verlesen wird. Wird am 53. Jahrestag der Weihe des Altars dessen Abriss durch Erzbischof Dr. Koch verkündet? Soll geringer Sanierungsbedarf als Vorwand für radikalen Totalumbau herhalten?
Mit dem Wiederaufbau der Kathedrale im Geiste des II. Vatikanischen Konzils und Motiven der Peterskirche in Rom wurde 1963 im Herzen der sozialistischen Hauptstadt der DDR die Einheit des Bistums Berlin über Systemgrenzen bekundet. In der Zusammenarbeit von Künstlern aus Ost und West entstand das Symbol für das Bewahren der Einheit Deutschland in Zeiten des kalten Krieges. Ulbricht hat es nicht verhindern können.
Im Jahre 2011 wurde der Kölner Weihbischof Woelki Erzbischof von Berlin. Der Innenraum der Kathedrale war nicht nach seinem Geschmack. Also initiierte er einen Realisierungswettbewerb, der in der Ausschreibung einen Umbau empfahl. Die einzigartige Bedeutung des Bestands und der gesetzliche Denkmalschutz waren nebensächlich. Zerstört nun das Berliner Erzbistum genau das, was Walter Ulbricht nicht verhindern konnte?
Was autoritären Herrschern nicht passt, in ihrem Geschichtsbild stört, wird gesprengt und beseitigt. Im Sozialismus wurden z.B. die Unikirche Leipzig und die Versöhnungskirche Berlin gesprengt.
Obwohl es keine liturgischen Gründe gibt, will das Erzbistum Berlin den wertvollen Innenraum der St. Hedwigs-Kathedrale zerstören? Man brauche "keine DDR-Katholiken-Gedächtniskirche" war das Argument derer, die im Diözesanrat für einen Umbau votierten. Beruft sich Erzbischof Dr. Koch auf diese Haltung und löscht die greifbaren Spuren der Bistumstradition durch Umbau aus?
Seit Jahren werden freie Bischofsstühle in Ostdeutschland hauptsächlich mit Weihbischöfen aus der Kirchenprovinz Köln besetzt. Wird die Diaspora für missionierungsbedürftig gehalten? Sichert sich das Erzbistum Köln dadurch auch stärkere Einflussmöglichkeiten? s. externen Link
Kardinal Woelki, installierte in seiner kurzen Amtszeit in Berlin das Personal, dass nun dankbar die Umsetzung seiner Umbaupläne betreibt: Dompropst Rother (inzwischen emeritiert), Prälat Przytarski und Pfarradministrator Marra. Wieviel Souveränität bleibt dem neuen Erzbischof Koch?
Als die Domgemeinde noch seinen Dompfarrer Kluck hatte, gab es Widerstand gegen das Ansinnen Woelkis, die Hedwigskathedrale zur Umsetzung seiner Umbaupläne an sich zu reißen.
Woelkis Personalpolitik führte dazu, dass mit neu gewählten Gemeindevertretern der "Übertragung" "zugestimmt" wurde. "Pfarradministrator und Generalvikar setzen sich einvernehmlich (…) ein."