Am Sonntag, dem 13.10.19, wurde im RKW-Abschlussgottesdienst der St.-Martin-Gemeinde in Kaulsdorf wieder durch den Pfarrer für den Spendenzweck “Sanierung der St.-Hedwigs-Kathedrale” geworben. Die gleichlautende Aufforderung ist auch in öffentlichen Aushang zu lesen.
Das Gemeindemitglied, Dr. Klaus Herrmann wies am 15.10.2019 im zuständigen Pfarrbüro darauf hin, dass die Wortwahl “Sanierung” falsch, unwahr und irreführend ist. Die richtige Formulierung kann nur “Totalumbau” oder mindestens “Umbau” lauten.
Wie am Sonntag zu beobachten war, haben auch nicht sehr betuchte Gläubige die Sammlung mit größeren Euro-Scheinen unterstützt. Dr. Herrmann vermutet, dass die unscheinbare Bezeichnung “Sanierung” zu dieser Großzügigkeit wesentlich beigetragen hat..
Amtsblatt Nr. 10 /2017 des Erzbistums Berlin enthält den für alle Pfarrgemeinden verbindlichen Kollektenplan für 2018, der folgendes vorschreibt:
Nr. 126 Kollektenplan 2018
Die Überweisung der Kollekten erfolgt direkt an das Erzbischöfliche Ordinariat; beachte Teil B.
A Sonn- und Feiertagskollekten
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Sonntag, 14.10 2018 Für die Sanierung der St. Hedwigs-Kathedrale
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B Kollekten und Sammlungen bei besonderen Anlässen (an EBO abzuführen)
C Kollekten und Sammlungen während des Jahres (an EBO abzuführen)
Für das Einsammeln und die Ablieferung des Kollekten gilt folgendes:
1. Die oben genannten Kollekten sind vorher anzukündigen, zu erläutern und an den festgesetztenTerminen zu halten. Die Kollekten sind in allen heiligen Messen zu halten.
2. Der Ertrag der Kollekten ist – wenn es nicht in einzelnen Fällen anders angeordnet ist – ungekürzt abzuliefern, denn die von den Gläubigen für einen bestimmten Zweck gespendeten Gelder werden von den Kirchengemeinden nur treuhänderisch verwaltet.
Berlin, den 14.07.2017 Pater Manfred Kolling SSCC, Generalvikar
Link zum Amtsblatt 10/2017 auf der Internetseite des Erzbistums Berlin
Link zum Amtsblatt 10/2016 auf der Internetseite des Erzbistums Berlin
Vom Erzbistum Berlin sind die Pfarrgemeinden des gesamten Erzbistums Berlin (von der Lausitz bis zur Ostsee, von der Elbe bis zur Oder) angewiesen worden, Geld für die Kasse der Leitung des Erzbistums Berlin einzuwerben. Als Verwendungszweck der an Berlin weiterzuleitenden Kollekten wird in allen Veröffentlichungen der Pfarrgemeinden "Für (die) Sanierung der St. Hedwigs-Kathedrale" angegeben, obwohl nur die Zerstörung der jetzigen Innenausstattung der Kathedrale geplant ist. Eine "Sanierung", die nie ernsthaft geplant worden war, ist spätestens seit dem Hirtenwort vom 01.11.2016 passé.
Ein jetzt geplanter "radikaler Umbau" ist das absolute Gegenteil von "Sanierung".
Sicher haben Sie noch weitere Beispiele in anderen Gemeinden unserer Diözese? Sprechen Sie Ihre Pfarrer auf die offensichtliche Diskrepanz zwischen dem gedruckten Wort und der Wahrheit an !
Wer um Geld für Nahrung zum Lebensunterhalt bittet und das erhaltene für Tabak und Alkohol ausgibt und die gutmeinenden Gaben in Rauch und Rausch vergehen lässt, betrügt die Spender.
Was tut das Erzbistum Berlin? Obwohl statt der allein notwendigen Sanierung ein radikaler Umbau der Kathedrale geplant ist, werden Kirchenmitglieder im ganzen Erzbistum zu einer „Kollekte für die Sanierung der St. Hedwig-Kathedrale“ aufgerufen. So werden gutwillige Gläubige getäuscht, die mit ihrem Beitrag eine behutsame Sanierung der Kathedrale unterstützen wollen.
Wie werden die betrogenen Spender ihr Geld zurückerhalten, wenn tatsächlich ein der Sanierung widersprechender radikaler Umbau der St. Hedwigs-Kathedrale ausgeführt werden sollte?
In den Pfarrbriefen von Pfarreien im Erzbistum Berlin ist für den 16.10.2016 eine Kollekte "Für die Sanierung der St.Hedwigs-Kathedrale" angekündigt worden. Die Pfarreien sind jedoch für diese Angabe nicht verantwortlich zu machen.
Die Gemeinden folgen der zentralen Vorgabe des erzbischöflichen Ordinariats und bitten die Gläubigen in Vermeldungen um Spenden für eine "Sanierung", obwohl nur der Umbau der Kathedrale vom Erzbistum vorbereitet wird.
Werbung in der Kathedrale führt ebenso irre
Keine Transparenz bei Mittelverwendung
Besser für Karitatives spenden
Beispiele für die angekündigte Kollekte "für die Sanierung der St. Hedwigs-Kathedrale" in verschiedenen Pfarrbriefen
Einzig die kath. Kirchengemeinde Potsdam "St. Peter und Paul" rät der Gemeinde zu bedachtsamem Umgang mit beabsichtigten Spenden (Lesen Sie dazu die Vermeldungen der Gemeinde hier!). Dieser Hinweis sollte mit weiteren Belegen unterstützt werden.
Bei Wettbewerbskosten von 0,8 Mio. Euro und Planungskosten für die Vorbereitung des Umbaus in Höhe von zusätzlichen 1,5 Mio. Euro gab es keine Sanierungsplanung. Wird mit dem schönen Wort "Sanierung" nur für die Finanzierung des beabsichtigten Umbaus geworben?
Eine kurze Internet-Recherche würde selbst baufachlich Unkundigen verdeutlichen, dass "Renovierung" der falsche Begriff dafür ist, was mit der St. Hedwigs-Kathedrale geschehen soll. Bei einer Renovierung geht es um die Instandsetzung "von schadhaft, unansehnlich gewordenen Gebäuden" (lt. Duden). "Man beseitigt Schäden aufgrund von Abnutzung durch den gewöhnlichen Gebrauch und stellt den ursprünglichen Stand der Nutzbarkeit wieder her." (lt. Wikipedia) _s. dazu auch den externen Link !
Mit diesen Bezeichnungen würde außerhalb der Kirche auf eine irreführende Werbung hingewiesen werden. Ist es innerhalb der Kirche moralisch vertretbar, mit nicht zutreffenden Fachausdrücken zu Spenden aufzufordern?Renovierung ist schließlich nicht gleich Umbau !
Die Spendenwerbung in der Kathedrale am Umbaumodell mit dem Wort "Renovierung" zeigt, dass die Irreführung gutgläubiger Unterstützer einer Sanierung der Kathedrale kein Versehen, sondern bewusst gewählte Methode der Verantwortlichen zu sein scheint.
Angesichts der unklaren Planungssituation hätte es eindeutigere Erläuterungen des Erzbistums zur genauen Geldverwendung bedurft. Es sollte daher nur schriftlich belegbar unter der Bedingung gespendet werden, dass im Falle eines Umbaus die für Sanierung bestimmte Gabe vom Erzbistum an den Spender zurückerstattet wird.
Besser wäre jedoch, mit der Spende für Unklares zu warten, dann werden die wohlgemeinten Gaben sicher nicht zweckentfremdet. So würden leere Körbe zu einem Zeichen der Gläubigen gegen unnötigen und teuren Umbau der baulich intakten Kathedrale. Gläubige könnten ihr Geld dann für Werke der Barmherzigkeit aufheben.
Jährlich bittet das Erzbistum (immer in der Zeit des Hochfestes der Hl. Hedwig und des Kirchweihtags zu Allerheiligen) um Spenden für die St. Hedwigs-Kathedrale. Welche Einnahmen wurden erzielt? Wie wurde das Geld verwendet?
Seit 2013 wird für die "Sanierung der Kathedrale" eine Kollekte abgehalten. Konnte nicht mit den eingenommenen Mitteln die fachgerechte Säuberung der Glaskunst der Fenster begonnen werden? Die zugesagte Transparenz fehlt noch.